Zum Jahreswechsel haben wir als Familie zurückgeblickt, uns mit dem Status Quo beschäftigt und einen Ausblick in die Zukunft gewagt. Unsere Gedanken wollen wir im Folgenden mit euch teilen.
Im Jahre 1998 haben wir, Christine und Gerhard, den Taisersdorfer Schafhof mit zwei tragenden Mutter-schafen gegründet. Unter-stützt haben uns dabei Roswitha und Franz, Christines Eltern. Gerhard arbeitete zu der Zeit „nebenher“ noch Vollzeit als Luft- und Raumfahrtingenieur. 1995 wurde unsere Tochter Anna und 1997 unser Sohn David geboren und beide waren von Anfang an in die Landwirtschaft eingebunden. Im damaligen Schafstall, der heute noch als Esel- und Hühnerstall genutzt wird, wuchs die kleine Schafherde in den nächsten Jahren rasch. Schon im selben Jahr waren die Versuche in der Käserei erfolgreich und wir besuchten unseren ersten Bauernmarkt in Salem mit Joghurt, Frischkäse und dem Taiserdorfer Schnittkäse. Anna begeisterte sich schon früh für Tiere und bald hielten Katzen, Hühner und Kaninchen Einzug auf dem Taisersdorfer Schafhof. Diese Begeisterung hielt an und inzwischen leben außerdem Pferde, Ponys, Esel und Minischweine bei uns.
Als gelernter Einzelhandelskaufmann der alten Schule und Gourmet fand Franz seine Bestimmung darin, die Erzeugnisse des Hofes auf den mittlerweile drei Bauernmärkten Markdorf, Salem und Überlingen anzubieten. Er tat dies mit großer Freude und Überzeugung bis zu seinem überraschenden Tod im Jahre 2006.
Nach diesem Einschnitt stellte sich erstmals die Frage nach der Zukunft des Taisersdorfer Schafhofs. Zu diesem Zeit-punkt war unser Leben schon gänzlich durch die Landwirtschaft geprägt, so dass eine Entscheidung schnell feststand, die weniger rational als emotional gefällt worden war. Gerhard beendete seine Ingenieurslaufbahn und wir begannen unseren Hof zu vergrößern.
In 2007 entstand unser neuer Schafstall, der nun Platz für 60 Mutterschafe bietet. In diesem Zuge bauten wir auch einen neuen Melkstand für zwölf anstatt bisher vier Tiere.
2010 wurden wir dann Mitglied bei Bioland und stellten unseren kompletten Betrieb auf biologische Wirtschaftsweise um.
Seit Beginn ihres Studiums zur Kindheitspädagogin im Jahr 2013 bietet Anna pädagogische Angebote auf unserem Hof an. Seit 2017 hat Anna eine 50% Stelle im Kindergarten, macht die Weiterbildung zur Waldorferzieherin und baut unser pädagogisches Angebot weiter aus.
Heute bewirtschaften wir 22ha Grünland, melken im Schnitt 45 Schafe der Milchrasse Lacaune, verarbeiten die gesamte Milchmenge in der eigenen Käserei und vermarkten unsere Produkte auf drei Bauernmärkten in der Region. Unsere Lämmer werden bei der Mutter aufgezogen und frühestens mit sechs Monaten als Lammfleisch vermarktet. Für uns schlachtet die Biometzgerei Lallathin aus Egg, nur circa 10 Minuten Fahrzeit von uns entfernt.
Ein weiterer Betriebsschwerpunkt ist das pädagogische Programm. Bei verschiedenen Angeboten, wie Kindergeburtstage, Ferienbetreuung usw. besuchen uns Kinder zwischen drei und dreizehn Jahren. Bei unserer Arbeit mit den Kindern unterstützen uns Pferde, Ponys, Esel, Minischweine, Hasen und Hühner. Ein wichtiges Anliegen ist uns die Bioland Philosophie der Kreislaufwirtschaft. Wir halten so viele Tiere, wie wir mit unserem bewirtschafteten Grünland ernähren können. Der Mist der Tiere wiederum sorgt auf diesem Grünland für eine hohe Bodenfruchtbarkeit. Die besten Lebensmittel wie Käse, Wurst und Fleisch können so erzeugt werden. Die Wertschätzung dieser Lebensmittel durch die Kunden unterstützt die nachhaltige Bewirtschaftung des Hofes.
Ausblick
20 Jahre nach der Gründung des Taisersdorfer Schafhof steht ein Generationswechsel auf dem Hof an. Mehrere Gespräche mit unserem Bioland Betriebsberater zum Thema Betriebsentwicklung begleiten diesen Prozess. Unser Hauptziel ist es unseren Betrieb weiterhin nachhaltig führen zu können. Mittlerweile haben wir zusätzlich einen ehemaligen Kuhstall im Dorf gepachtet und zum hellen, luftigen Schafstall umgebaut. Direkt angrenzend liegen 5 Hektar bestes Grünland. Wenn unsere Lämmer im Alter von sechs bis acht Wochen nicht mehr auf die Milch ihrer Mütter angewiesen sind, dürfen sie dorthin umziehen.
Die Bedingungen für die Lämmeraufzucht sind hier perfekt: Weidegang ist rund um die Uhr möglich, bei Nässeperioden steht aber der schützende, trockene Stall zur Verfügung.
Ein weiterer Vorteil ist, dass uns dieses Stallgebäude mit dem großen Platzangebot die Möglichkeit bietet, eine zweite Mutterschafherde zu halten. Diese Herde wird zu einem späteren Zeitpunkt gedeckt, sodass im späten Frühjahr nochmals Lämmer zur Welt kommen. Diese Herde kann dementsprechend länger gemolken werden und somit können wir künftig noch im späten Herbst Joghurt und Frischkäse auf den Märkten anbieten. Außerdem bedeutet dies, dass wir über einen größeren Zeitraum Lammfleisch anbieten können.
Eine moderate Anpassung der Preise ist ebenfalls Teil der nachhaltigen Betriebsentwicklung.
Bei allen Bemühungen unseren Betrieb wirtschaftlich rentabler zu machen ist uns besonders wichtig, dass unsere selbstgewählten hohen Standards erhalten bleiben können. Dazu gehören: Aufzucht der Lämmer bei den Müttern, Schlachtung frühestens mit sechs Monaten, überschaubare Betriebsgröße mit eigener Verarbeitung und Direktvermarktung, robuste nicht einseitig überzüchtete Tiere, Weidehaltung und geräumige Stallflächen sogar über den Platzanforderungen von Bioland, sowie silagefreier Heumilchbetrieb.
Ganz ausdrücklich möchten wir uns besonders bei unseren langjährigen, treuen Kunden bedanken, die unsere Entwicklung seit Jahren begleiten. Nur wenn sich Abnehmer für derart hochwertig produzierte Lebensmittel finden, ist diese Form der Landwirtschaft überhaupt möglich.